2006 bis 2020
Die Geschichte beginnt mit dem Ende der militärischen Nutzung des Flughafens Fürstenfeldbruck. Im Landesentwicklungsplan war vorgesehen, dass die zivile Luftfahrt den Flughafen nutzen sollte. Um das zu verhindern entwickelte Maisach ein Nachnutzungskonzept ohne zivile Luftfahrt. Neben der Ansiedlung eines Fahrerlebniszentrums von BMW war auch eine Trabrennbahn für den Münchner Trabrenn- und Zuchtverein e.V. (MTZV) Teil des Konzeptes.
Quelle: Wikipedia Flugplatz Fürstenfeldbruck
Quelle: Bericht Nachnutzungskonzept des Fliegerhorstes der Staatsregierung
Als neuer Standort für die Trabrennbahn waren damals neben Maisach noch andere Standorte in der Diskussion. Der frühere Bürgermeister Landgraf setzte sich jedoch seinerzeit sehr dafür ein, dass sich der MTZV für Maisach entschied, was laut Pressebericht einiges an Überredungskunst brauchte.
Quelle: Merkur vom 20.07.2006 „Traber entscheiden sich für Fliegerhorst“
Quelle : Merkur vom 30.04.2009 „Maisach betont Kaufinteresse“
Der MTZV war damals auf der Suche nach einem neuen Standort, weil der Unternehmer Günther Karl 2005 das 20ha große Rennbahngelände im Münchner Osten für 11,5 Mio Euro (57,5 € / qm) gekauft hatte, um dort Wohnungen zu bauen. Teil des Kaufpreises war der Bau einer neuen Trabrennbahn für den MTZV.
Quelle: Süddeutsche Zeitung vom 04.08.2011: „Nach ihm die Bagger“
Der Verein versuchte über Jahre hinweg den Verkauf auf dem Rechtsweg rückgängig zu machen und führte unter anderem den niedrigen Kaufpreis an. Karl habe auch gewusst, dass er zu wenig gezahlt habe, denn es gebe Zeugen dafür, dass er innerhalb der Szene das Grundstück für das Dreifache seines Kaufpreises angeboten habe. Außerdem habe der damalige Vorstand nicht im Sinne des Vereins gehandelt und die Abstimmung, bei der man sich sehr knapp für den Verkauf der Rennbahn an Karl entschieden hatte, sei nichtig. Die vertraglich zugesicherte neue Rennbahn in Maisach sei überdies auch noch nicht fertig. (SZ vom 19.08.2011, Seidl rechnet mit Trabern; SZ vom 23.11.2013, Unrecht und zu billig)
Quelle: Merkur vom 15.09.2011: „Traber wollen definitiv abspringen“
Quelle: Süddeutsche Zeitung vom 04.08.2011: „Rätselhafte Motive“
Aus dem Gerichtsstreit ging Karl, vertreten durch die Kanzlei Bub, Gauweiler & Partner, letztendlich als Sieger hervor. Im Februar 2014 „machte die 10. Zivilkammer des Münchner Landgerichts kurzen Prozess und sprach gleich ihr Urteil, ganz ohne Zeugen. Die Richter schmetterten die Klage des Pferdesportvereins ab, der versucht hatte, so sein Rennbahngrundstück zurückzubekommen. Der Kaufvertrag gilt, urteilten die Richter, die Traber müssen Daglfing verlassen.“
Quelle: Merkur vom 18.02.2014: „Warum die Trabrennbahn Daglfing verlassen muss“
Quelle: Süddeutsche vom 04.08.2011: „Nach ihm die Bagger“
Quelle: Merkur vom 04.12.2015: „Alte Gräben und neue Angebote“
Quelle: Merkur vom 19.02.2014: „So geht es weiter im Trabrennbahn-Streit“
Trotz der Niederlage blieb der MTZV dabei, dass ein Umzug nach Maisach nicht in Erwägung gezogen wurde, weil man so weit vor den Toren der Stadt keine Zukunft für den Trabrennsport sehe. (SZ 27.11.2013, Millionenstreit um Trabrennbahn, A. Liebmann)
Quelle: Merkur vom 24.07.2012: „Sie wollen einfach nicht nach Maisach: Traber reichen Klage ein“
Quelle: Hallo München vom 28.08.2016: „Auf welches Pferd setzt Daglfing?“
Die KARL-Gruppe hielt dennoch an den Plänen für den Bau einer Trabrennbahn in Maisach fest. Bürgermeister Seidl äußerte sich ebenfalls gelassen. Man könne das Gebiet notfalls überplanen, hieß es. Man habe einen Plan B. (SZ vom 19.08.2011, Seidl rechnet mit Trabern)
Quelle: Süddeutsche Zeitung vom 15.09.2011: „Die Traber wollen definitv abspringen“
Beim MTZV dachte man währenddessen darüber nach, einen neuen Versuch zu machen, den Verkauf der Trabrennbahn an Karl juristisch anzufechten. 2016 einigte man sich jedoch auf einen Vergleich, der es dem MTZV ermöglichte, bis 2022 in Daglfing zu bleiben. Nach Maisach zu ziehen, konnte sich der MTZV nach wie vor nicht vorstellen. Trotzdem hielt man in Maisach immer noch an den Planungen für die Rennbahn fest. Gleichzeitig sprach man davon, dass ein Umzug der Traber mehr als unwahrscheinlich sei. „Der Plan B für das Traber-Areal ist lange bekannt: Wohnbebauung. Der Rathauschef betont aber, dass das ein sehr weiter Blick in die Zukunft sei: „Wir reden hier von Jahrzehnten.“
Quelle: Süddeutsche Zeitung vom 09.12.2016: „Fünfeinhalb Jahre Sicherheit“
Quelle: Süddeutsche Zeitung vom 21.10.2016: „Trabrennbahn Daglfing: Offenes Rennen“
Quelle: Merkur vom 09.12.2016: „Trabrennbahn hängt in Luft“
Quelle: Merkur vom 01.03.2018: „Alles läuft nach Plan bei der Südumfahrung“
Ende 2016 war der Weg eigentlich frei, der Bauantrag im Gemeinderat bewilligt worden, aber der MTZV wollte immer noch nicht nach Maisach. Bis Ende 2018 gab man dem Verein noch Zeit, das Angebot anzunehmen.
Quelle: Merkur vom 09.12.2016: „Trabrennbahn hängt in der Luft“
Nachdem der Bebauungsplan rechtskräftig war, fingen die Bauarbeiten für die Südumgehung zügig an. Anlässlich einer Bürgerinformation auf der Baustelle redete Bürgermeister Seidl auch über das Trabergelände. Video
Mit Ende der Angebotsfrist für die Traber wurden Gespräche aufgenommen zwischen der Gemeinde Maisach und der KARL-Gruppe bezüglich eines Tauschgeschäftes.
Quelle: Süddeutsche Zeitung vom 11.12.2020 „SC und Freibad sollen umziehen“
Damit wurde das Kapitel Trabrennbahn und MTZV in Maisach entgültig geschlossen. Die KARL-Gruppe bleibt in Maisach aber weiterhin im Spiel – mit neuer und noch größerer Rolle.
In seinem Kommentar „Das Maisacher Konzept hat seinen Zweck erfüllt – es ist Geschichte“ schreibt Thomas Steinhardt poetisch, das Maisacher Fursty-Konzept sei zerstoben wie Staub. Es habe aber seinen Zweck – eine Rückkehr der Flieger zu verhindern – erfüllt. Somit könne es in aller Ruhe zu Grabe getragen werden, „vielleicht mit einem der Historie geschuldeten Ehrenschleifchen am Sarg.“